› Buddhismus - Gründer, Lehre und Praxis

1.0 Was ist Buddhismus eigentlich?

Der Buddhismus ist eine der großen Weltreligionen. Heute ist der Buddhismus vor allem in den Ländern Asiens (Indien, China, Japan, Tibet, Burma, Thailand, Vietnam etc.) lebendig, findet aber zunehmend auch in westlichen Ländern Anklang.

Buddhismus ist eine praktische Lehre, mit deren Hilfe Menschen sich geistig entwickeln können. Dem Buddhismus nach kann der Mensch seinen Geist soweit sammeln, entwickeln und bereichern, dass seine psychische Energie frei fließt und er dauerhaft glücklich ist. Damit wächst er aus Zuständen von Leiden und Langeweile, Unzufriedenheit und Unbehagen, Ruhelosigkeit und Besorgtheit heraus.

Seit 2500 Jahren hat die buddhistische Tradition eine Vielzahl von Praktiken und Lehren entwickelt, die den unterschiedlichen Bedürfnissen verschiedener Menschen, Zeiten, Kulturen und Temperamente angepasst sind. Buddhismus bietet eine weitreichende Vision, ein transzendentes Ziel an, das dem geistigen Wachstum von Menschen keine Grenzen auferlegt. Dieses transzendete Ziel wird als »Erleuchtung« bezeichnet.

Der Buddhismus unterscheidet sich in vielerlei Weise von der Vorstellung, die üblicherweise mit dem Wort »Religion« verbunden ist. Der Buddhismus kennt keinen Schöpfergott, dem man gehorchen muss oder auf dessen Kraft man bei der Lösung eigener Probleme bauen könnte. Der Buddhismus kennt kein Dogma, an das man glauben muss. Er fordert nicht auf, Freiheit und Individualität bei einer höheren Macht abzugeben. Im Gegenteil, Buddhismus ermutigt, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen und sich durch eigene Bemühung geistig weiterzuentwickeln.

2.0 Wer war Budhha?

Siddhattha (sanskrit: Siddhartha) Gotama (sanskrit: Gautama), der spätere Buddha, wurde etwa 560 v. Chr. in Nordindien geboren. Er entstammte dem Adelsgeschlecht der Sakyer und verbrachte eine unbeschwerte Jugend im materiellen Überfluss. Er heiratete mit 16 Jahren und hatte einen Sohn. Als er sich eines Tages ganz plötzlich der Realität des Lebens und dem Leiden der Menschheit gegenübergestellt sah, entschloss er sich nach der Aufhebung des Leidens zu suchen. Mit 29 Jahren verließ er sein Königreich um den Weg aus dem allgemeinen Leid der Menschheit zu finden.

Nach sechs Jahren voll vergeblicher Versuche dies zu erreichen, ob durch Askese oder die Auseinandersetzung mit den besten Philosophien seiner Zeit, setzt er sich in der Nähe des heutigen Bodh-Gaya unter einem Feigenbaum (Bodhi-Baum – »Baum der Weisheit«) nieder und verspricht, nicht wieder aufzustehen, bevor er sein Ziel erreicht hat. Schließlich erkennt er in tiefer Meditation das Wesen des Geistes und wird damit erleuchtet, also ein Buddha, ein »vollkommen Erwachter«. Der Jahrestag des »Erwachens« ist heute noch das höchste Fest des Buddhismus. Bodh-Gaya ist heute noch eine wichtige Gedächtnisstätte des Buddhismus.

Buddha ist kein Personenname sondern ein Würdetitel. So wie Christen Jesus als den »Christus« bezeichnen und Muslime ihren Propheten Mohammed den »Gepriesenen« nennen, so bedeutet Buddha eine Person die sich im Zustand des »Erwachtseins« bzw. »Erleuchtetseins« befindet. Von nun an lehrt er 45 Jahre lang, gründet einen Mönchs- und einen Nonnenorden und gewinnt viele Laienanhänger. Buddha stirbt im Alter von 80 Jahren in Kusinara (im heutigen indischen Bundesstaat Uttar Pradesh).

Buddha ist eine der großen Orientierungsgestalten der Menschheit und neben Christus die künstlerisch am häufigsten dargestellte Gestalt dieser Erde. Eine Gestalt, die Ruhe, Souveränität, Überlegenheit und Frieden ausstrahlt. Für gläubige Hindus ist der Buddha die neunte Verkörperung des Gottes Vishnu.

3.0 Buddhas Lehre

Die Lehre des Buddha hat eine nunmehr zweieinhalbtausend-jährige, ungebrochene Überlieferung hinter sich. Buddha wendet sich an alle suchenden Menschen, unabhängig von Nationalität, sozialer Herkunft oder Geschlecht und weist Wege aus Leid und Unvollkommenheit zu Harmonie und Glück. Die »Vier Edlen Wahrheiten« bilden ihren Kern. Die wesentlichen Merkmale und Übungen dieses spirituellen Weges sind

· ethisches Verhalten
· Meditation und
· tiefe Einsicht

Dabei stellt die Lehre des Buddha den Menschen immer in seine eigene Verantwortung. Sie zeichnet sich zudem durch Toleranz und Dialogbereitschaft, Dogmenfreiheit und Gewaltlosigkeit aus. Einen Anspruch auf alleingültige Wahrheiten erhebt sie nicht.

Der Buddhismus wird als Weltreligion angesehen, aber in seiner Grundlagen ist er keine Religion, sondern vielmehr eine Wissenschaft des Geistes. Buddha betrachtete alle Religionen als nicht zufriedenstellend und betonte wiederholt die Notwendigkeit der Erfahrung sowie des vernuftmässigen Verstehens und Überprüfens auf dem Gebiet der Religion.

Buddha war sehr von den Nöten des menschlichen Daseins beunruhigt, die ihn letztlich zur Suche nach der Wahrheit trieben. Seine Lehre bezieht sich ausschließlich auf den Menschen, und so kann behauptet werden, dass der Buddhismus von Anfang an mit den Problemen des Menschen beschäftigt war.

Für Buddha wie für alle, die seiner Lehre folgten, war die Meditation der Weg persönliche Integration zu erlangen. Sie ist die Praxis, die Erkennen und Erleuchtung in die wahre Natur unseres Selbst und der Welt bringt. Die Existenz eines Schöpfergottes spielt für den Buddha keine Rolle, ebenso wie er die Idee einer für sich existierenden, ewigen Seele ablehnt. Dennoch spricht er von den Möglichkeiten einer Erlösung und lehrt diese.

3.1 Die vier edlen Wahrheiten

Grundsätzlich lehrte Buddha nichts anderes als die sogenannten vier edlen Wahrheiten. Diese vier edlen Wahrheiten sind der Kern der Lehre Buddhas. Sie können als der kürzeste Ausdruck der gesamten Lehre und als der gemeinsame Nenner aller buddhistischen Richtungen bzw. Schulen genommen werden.

3.1.1 Die edle Wahrheit vom Leiden

»Das Leben im Daseinskreislauf (Samsara) ist letztlich leidvoll.« Die »erste Wahrheit« besagt, dass alle weltlichen Daseinsformen ungenügend sind uns niemals vollständig befriedigen können und damit leidhaft sind. Sie stellt die Diagnose unseres Daseins dar.

3.1.2 Die edle Wahrheit von der Ursache des Leidens

»Die Ursachen des Leidens sind Gier, Hass und Verblendung.« Die zweite Wahrheit beinhaltet die Ursachenanalyse.
Die Ursache des Leidens ist in unserem eigenen Geist zu finden und liegt im Begehren.

3.1.3 Die edle Wahrheit von der Aufhebung des Leidens

»Erlöschen die Ursachen, erlischt das Leiden. Dies ist zu verwirklichen.« Die dritte Wahrheit lehrt, dass es durch das Erlöschen des Begehrens, notwendigerweise zur Erlöschen des Leidens kommen muss.

3.1.4 Die edle Wahrheit von dem Weg zur Aufhebung des Leidens

»Zum Erlöschen des Leidens führt ein Weg, der Edle Achtfache Pfad.« Die vierte Wahrheit beschreibt diesen praktischen Weg, der zur Leidensüberwindung führt. Dieser Weg wird als Achtfacher Pfad beschrieben.

3.2 Der »Edle Achtfache Pfad«

Dieser sogenannte Edle Achtfacher Pfad besteht aus drei Gruppen, die aufeinander aufbauen:

· Sittlichkeit (»Ethik«)
· Konzentration bzw. Geistessammlung (»Meditation«)
· Weisheit (»Wissen«)

In der Systematik des Buddhismus beinhaltet der »achtfache Pfad« die folgenden Elemente:

1. richtige Einsicht
2. richtige Absicht
3. richtige Rede
4. richtige Tun oder Handeln
5. richtige Lebenserwerb
6. richtige Anstrengung oder Bemühung
7. richtige Achtsamkeit
8. richtige Konzentration

Die buddhistische Vorstellung eines gerechten Lebens steht unter dem Motto der - auch aus dem Neuen Testament - bekannten »Goldenen Regel«: »Alles, was ihr also von den anderen erwartet, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten.« (Mt. 7,12) Oder volkstümlich formuliert: »Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg' auch keinem andern zu.«

Ausgeführt wird dies durch fünf Grundgeboten, die wiederum eine große Verwandtschaft mit den biblischen 10 Geboten zeigen:

· Kein lebendes Wesen töten
· Nicht stehlen
· Die Frau eines anderen nicht berühren
· Nicht lügen
· Keine berauschenden Getränke trinken

3.3 Die Frage nach Gott

Buddha antwortete einem Mönch auf die Frage nach Gott: »Ich habe euch nie gelehrt, dass es einen Gott gibt, ich habe euch aber auch nie gelehrt, dass es Gott nicht gibt. Ich habe euch den edlen achtfachen Pfad gelehrt, geht diesen!«

Die Frage nach Gott wird von Buddha also nicht beantwortet. Sie sei für die Erlösung nicht relevant. Viele bezeichnen den Buddhismus daher nicht als Religion, sondern als Philosophie oder Ethik.

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