4.0 Kirche und Nationalsozialsmus in Zitaten

Schon vor dem Konkordat von 1933 gab es in Kirchenkreisen kritische Stimmen. So im Jahr 1930 durch das bischöfliche Ordinariat Mainz, das sich klar gegen den Nationalsozialismus aussprach:

4.1 Bischöfliches Ordinariat Mainz: Katholische Lehre versus NS-Ideologie

»Wir mußten diese Anweisung (gegen eine Mitgliedschaft in der NSDAP) geben, da das Programm der NSDAP Sätze enthält, die sich mit katholischen Lehren und Grundsätzen nicht vereinbaren lassen. Namentlich ist es der § 24 des Programms, den kein Katholik annehmen kann, ohne seinen Glauben in wichtigen Punkten zu verleugnen... Wir fragen: Was ist Sittlichkeits- und Moralgesetz der germanischen Rasse? ... Das christliche Sittlichkeitsgesetz gründet sich auf die Nächstenliebe. Die nationalsozialistischen Schriftsteller anerkennen dieses Gebot nicht in dem von Christus gelehrten Sinn; sie predigen Überschätzung der germanischen Rasse und Geringschätzung alles Fremdrassigen... Diese Gringschätzung, die bei vielen zu vollendetem Hass der fremdem Rassen führt ist unchristlich und unkatholisch. – Das christliche Sittengesetz ist ferner allgemein, es gilt für alle Zeiten und für alle Rassen. Es ist deshalb ein großer Irrtum zu fordern, daß das christlichen Bekenntnis dem Sittlichkeits- und Moralgefühl der germanischen Rasse angepaßt werde...

Wir fragen: was ist unter positivem Christentum zu verstehen? Die Führer der NSDAP wollen einen deutschen Gott, ein deutsches Christentum und eine deutsche Kirche... Was hier gefordert wird, ist nichts anderes als eine deutsche Nationalkirche... Durch diese Auffassung geraten die Nationalsozialisten in eine feindliche Stellung zur katholischen Kirche, weshalb auch von nationalsozialistischen Rednern in Volksversammlungen wiederholt der Gedanke ausgesprochen wurde: ›Unser Kampf gilt Juda und Rom.‹ Wohl hat Hitler in seinem Buch ›Mein Kampf‹ einige anerkennende Worte über die christliche Religion und die katholischen Einrichtungen geschrieben, aber das täuscht uns nicht darüber hinweg, daß die Kulturpolitik des Nationalsozialismus mit dem katholischen Christentum in Widerspruch steht.

Vorstehende Ausführungen geben Antwort auf die Fragen: Kann ein Katholik ein eingeschriebenes Mitglied der Hitlerpartei sein? Kann ein katholischer Pfarrer gestatten, daß Mitglieder dieser Partei kooperativ an kirchlichen Beerdigungen oder sonstigen Veranstaltungen teilnehmen? Kann ein Katholik, der sich zu den Grundsätzen dieser Partei bekennt, zu den hl. Sakramenten zugelassen werden? Wir müssen dies verneinen.«
(Aus einer Stellungnahme des Bischöflichen Ordinariates Mainz vom 30. September 1930)

4.2 Fulder Bischofskonferenz: Relativierung bisheriger Bedenken

Durch den Abschluss des Konkordates 1933 ließen sich einige beruhigen, die den Worten des Regimes glauben schenkten. Exemplarisch sei hier auf das Zitat der Fulder Bischofskonferenz verwiesen:

»Die Oberhirten der Diözesen Deutschlands haben aus trifftigen Gründen, die wiederholt dargelegt sind... in den letzten Jahren gegenüber der nationalsozialistischen Bewegung eine ablehnende Haltung durch Verbote und Warnungen eingenommen, die solange und insoweit in Geltung bleiben sollten, wie diese Gründe fortbestehen. Es ist nunmehr anzuerkennen, daß von dem höchsten Vertreter der Reichsregierung, der zugleich autoritärer Führer jener Bewegung ist, öffentlich und feierlich Erklärungen gegeben sind, durch die der Unverletzlichkeit der katholischen Glaubenslehre und den unveränderlichen Aufgaben und Rechten der Kirche Rechnung getragen, sowie die vollinhaltliche Geltung der von den einzelnen deutschen Ländern mit der Kirche abgeschlossenen Staatsverträge durch die Reichsregierung ausdrücklich zugesichert wird. Ohne die in unseren früheren Maßnahmen liegende Verurteilung bestimmter religiös-sittlicher Irrtümer aufzuheben, glaubt daher der Episkopat das Vertrauen hegen zu können, daß die vorbezeichneten allgemeinen Verbote und Warnungen nicht mehr als notwendig betrachtet zu werden brauchen.«
(Aus einer Verlautbarung der Fulder Bischofskonferenz vom 28. März 1933)

4.3 Erzbischof Frings: »Himmelschreiendes Unrecht!«

»Wir benutzen die Gelegenheit, um im Sinne des Heiligen Vaters zu fordern, daß 1. Die Freiheit keinem Staatsbürger entzogen werde, ohne daß er die Möglichkeit der Verteidigung habe und einem ordentlichen oder außerordentlichen Gericht zugeführt werde. 2. Niemand seiner Güter oder gar seines Lebens beraubt werde, der unschuldig ist, etwa deshalb, weil er einer fremden Rasse angehört. Das kann nur als himmelschreiendes Unrecht bezeichnet werden.«
(Erzbischof Frings von Köln, 1944)

4.4 Bischof Galen: »Du sollst nicht töten!«

»Wehe den Menschen, wehe unserem deutschen Volke, wenn das heilige Gebot Gottes ›Du sollst nicht töten‹, das der Herr unter Donner und Blitz verkündet hat, das Gott der Schöpfer von Anfang an in das Gewissen der Menschen geschrieben hat, nicht nur übertreten, sondern wenn diese Übertretung sogar geduldet und ungestraft ausgeübt wird!«
(Bischof Galen in Bezug auf das Euthanasieprogramm der Nazis, 3. August 1941)

4.4 Unmutsäußerungen aus Rom: »Mit brennender Sorge...«

»Jeder...dessen Herz sich noch einen Schatten von Gerechtigkeitsgefühl bewahrt hat, wird zugeben müssen, daß in diesen schweren und ereignisvollen Jahren der Nachkonkordatszeit jedes Unserer Worte und jede Unserer Handlungen unter dem Gesetze der Vereinbarungstreue standen. Er wird aber auch mit Befremden und innerster Ablehnung feststellen müssen, wie von der anderen Seite die Vertragsumdeutung, die Vertragsumgehung, die Vertragsaushöhlung, schließlich die mehr oder minder öffentliche Vertragsverletzung zum ungeschrieben Gesetz des Handelns gemacht wurde.«
(Enzyklika »Mit brennender Sorge«, Palmsonntag 1937)

5.0 Protest in Holland - Schweigen in Rom

Die kritische Haltung musste zum Teil teuer bezahlt werden. Mit Grauen erinnert man sich beispielsweise an jenen Morgen im August 1942, als die Zeitungen in großen Schlagzeilen die Schreckensnachricht brachten, dass der öffentliche Protest der holländischen Bischöfe gegen die unmenschliche Verfolgung der Juden, Hitler dazu veranlasst hätte, in der Nacht 40.000 Juden verhaften und vergasen zu lassen. Unter diesen befand sich auch die bekannte Philosophin und Karmelitin Edith Stein.

Pius reagierte überaus geschockt. Noch vom selben Tag ist folgendes Zitat überliefert »Ich möchte diese Bogen verbrennen, es ist mein Protest gegen die grauenhafte Judenverfolgung. Heute abend sollte er im Osservatore Romano erscheinen. Aber wenn der Brief der holländischen Bischöfe 40.000 Menschenleben kostete, so würde mein Protest vielleicht 200.000 kosten. Das darf und kann ich nicht verantworten. So ist es besser, in der Öffentlichkeit zu schweigen und für diese armen Menschen, wie bisher, in der Stille alles zu tun, was menschenmöglich ist.«

Barbara Brandner (Mai 2003, 2AKO)

« Back